Second Life

Second LifeÜber 1 Million Spieler, im Schnitt mehrere Tausend online, ~ 500000 Umsatz in Dollar pro Tag. Das ist Second Life, eine virtuelle 3D-Welt. Diese Welt kann jeder kostenlos betreten, nachdem er sich ein kleines Programm von der Second Life Webseite heruntergeladen und installiert hat. Zunächst geht es darum, seinen eigenen Avatar zu personalisieren. D.h. das Aussehen nach eigenem Belieben zu gestalten. Danach geht es in eine aufregende neue Welt. In dieser Welt ist sehr viel möglich. So kann man viele Objekte manipulieren bzw. bewegen, Grundstücke kaufen (wenn man einen kostenpflichtigen Account besitzt), mit anderen „Spielern“ kommunizieren, per Teleporter durch die Welt reisen, fliegen, anderen Spielern Geld zahlen, eigene Medien (Fotos, Filme, usw) ins Spiel integrieren uvm.

Wirklich interessant wird Second Life dadurch, dass es die offizielle Möglichkeit gibt, die Ingame-Währung Linden-Dollar in US-Dollar zu tauschen. Kombiniert mit der Möglichkeit, anderen Spielern Geld zu zahlen entwickeln sich dadurch ungeahnte Möglichkeiten. So gibt es sehr viele Menschen in Second Life, die dort einer bezahlten Arbeit nachgehen. Zum Beispiel als Immobilienmakler, Nachtklubbesitzer oder Mitarbeiterin eines Begleitservices.

So wird aktuell in Second Life ein Volumen von ungefähr 500.000 US-Doller pro Tag umgesetzt. Eine enorme Summe für eine rein virtuelle Volkswirtschaft.

Und die Entwicklung geht immer weiter. So haben längst einige Unternehmen den Trend erkannt und eigene Niederlassungen in Second Life gegründet, wie zum Beispiel die Nachrichten Agentur Reuters. Andere halten sogar interne Meetings test weise in Second Life ab oder halten Vorträge zu speziellen Themen.

Genau in diesem Bereich sehe ich in Zukunft einen starken Trend hin zur Virtualisierung der Veranstaltungen. So könnte ein Großteil des Vorlesungsbetriebes einer Universität in eine 3D-Welt verlagert werden. Dozent und Studenten müssten sich dann in das System einloggen und einen virtuellen Hörsaal aufsuchen. Dort könnte der Dozent dann vortragen und auch seine Folien präsentieren. Soweit ich das sehe, ist so etwas sogar heute schon in Second Life möglich.

Der einzig fehlende Punkt ist die integrierte Sprachunterstützung, also Kommunikation in Second Life via Headset. Damit würden alle Anforderungen erfüllt sein, die eine Uni-Vorlesung an eine 3D-Welt stellt. Wenn man nun ein System zur eindeutigen Identifizierung der Avatare über ein geeignetes Verfahren sicherstellen könnte, wären auch Veranstaltungen realisierbar, zu denen entweder nur ein spezieller Hörerkreis zugelassen ist oder aber auch Veranstaltungen, bei denen Anwesenheitspflicht besteht.

Ob das allerdings erstrebenswert ist, steht auf einem anderen Blatt. Schließlich hat der persönliche Kontakt doch schon eine andere Qualität als der über rein virtuelle Kanäle. Interessant ist jedoch auf jeden Fall das Potenzial der Kostenersparnis durch eine solche Virtualisierung. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass in NRW zurzeit hektisch versucht wird, die Hörsaalkapazitäten der Unis für die erwarteten Zuwächse bei den Studentenzahlen zu erweitern.

Viel mehr zum Thema Second Life gibt es bei Robert Basic, über dessen Blog ich überhaupt erst aufmerksam auf das Thema wurde.
Second Life bei Basic Thinking:
Hier, hier und auch hier sowie hier im Überblick. (Und dies ist nur eine kleine Auswahl der Artikel!)